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NS-Raubgut: Vorbesitzer in ganz Europa gefunden

Die Stadtbibliothek im Bildungscampus beherbergt eine bedeutende Sammlung in der NS-Zeit geraubter Bücher. Sie besteht aus 9 000 Schriften, die vor allem verfolgten Juden und Freimaurern in der Zeit zwischen 1933 und 1945 entzogen wurden. Diese Bestände, die heute unter dem Namen „Sammlung Israelitische Kultusgemeinde (IKG)“ zusammengefasst sind, wurden bei Kriegsende in den Redaktionsräumen des antisemitischen Hetzblattes „Der Stürmer“ in der Pfannenschmiedsgasse 19 sowie in Julius Streichers Landgut „Pleikershof“ in Cadolzburg bei Fürth aufgefunden. Knapp 1 400 Namen von Vorbesitzern aus ganz Europa aus der Sammlung IKG lassen sich auf der umfangreichen Suchliste finden, die die Stadtbibliothek am heutigen Dienstag, 10. September 2013, präsentiert hat.


Seit 1997 bemühen sich die Stadt und die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg gemeinsam um eine Erschließung und Restitution der Sammlung, aber auch einzelner Schriften daraus. Mit dieser Aufgabe wurde vor über 16 Jahren Leibl Rosenberg, M. A., betraut. Seither ließ sich die Herkunft von 3 688 der etwa 9 000 Schriften in der Sammlung IKG feststellen. 2 199 Vorbesitzer, darunter 1 894 Einzelpersonen und 305 Körperschaften, konnten namhaft gemacht werden. Als Grundlage für diese Recherche dienten Besitzeinträge, so genannte Provenienzeinträge, die in den verschiedensten Formen vorgefunden wurden: Schriftzüge, Autorenwidmungen, Umschlags- und Rückenprägungen, Stempel und Prägestempel, Exlibris, Etiketten in Form von Buchhändler- und Buchbinderzeichen, Briefe, Umschläge, Postkarten, Briefmarken, Visitenkarten, Fotografien, Quittungen, Geldscheine, Notizzettel, Formulare und Bibliothekskarteikärtchen.


Mit Hilfe von mehr als 500 Quellen – von Nachschlagewerken über Schriften bis hin zu Datenbanken und nicht zuletzt dem Internet – hat Leibl Rosenberg aus den oft kryptischen und spärlichen Hinweisen ermittelt, um welche Person oder Körperschaft es sich bei dem Vorbesitzer handelt. Der Austausch mit Zeitzeugen, Familienmitgliedern und Forschern in Archiven im In- und Ausland ergänzt diese Recherche. Die Publikation dieser Namen im Internet dient der Suche nach und der Kontaktaufnahme mit den Vorbesitzern und deren Nachkommen.


Während sich die erste Veröffentlichung im Jahr 2008 zunächst auf den Raum Nürnberg und Fürth konzentrierte, lag der Fokus der zweiten im Jahr 2010 auf dem deutschsprachigen Raum. In der heute online gestellten Suchliste wiederum lassen sich Namen aus exakt 300 Städten in ganz Europa verorten: von A wie Aachen bis Z wie Żuromin/Polen. „Die Bücher haben ihre Vorgeschichte und ihr Schicksal und dadurch für viele Familien einen unendlichen Wert“, sagt Leibl Rosenberg.


Seit Beginn der Veröffentlichungen konnten 180 Schriften an die ursprünglichen Vorbesitzer beziehungsweise deren Nachkommen – insgesamt 32 Personen und Institutionen – in den USA, Israel, Großbritannien, Österreich und der Schweiz zurückgegeben oder der Verbleib in der Sammlung IKG geregelt werden.


Die Sammlung Israelitische Kultusgemeinde (Sammlung IKG)
Die Sammlung IKG der Stadtbibliothek Nürnberg ist eine Dauerleihgabe der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg. Alle Provenienzeinträge sind im elektronischen Katalog der Stadtbibliothek nachgewiesen, der größte Teil wurde zusätzlich eingescannt und ebenfalls in den Katalog eingespielt. Diese Bilddateien stehen interessierten Familien und Rechtsnachfolgern auf Anfrage zur Verfügung. Um die enorme und komplexe Menge an Informationen nutzbar zu machen, wurde intern eine spezielle Datenbank aufgebaut, die ständig ergänzt und optimiert wird.


Weitere Informationen im Internet:
http://www.nuernberg.de/internet/stadtbibliothek/sammlungikg.html?pk_campaign=stadtbibliothek&pk_kwd=altbestaende_sammlungikg.html


Die aktuelle Suchliste der Vorbesitzer sortiert nach Namen:
http://www.nuernberg.de/imperia/md/stadtbibliothek/dokumente/suchliste_name-2013.pdf


Die aktuelle Suchliste der Vorbesitzer sortiert nach Orten:
http://www.nuernberg.de/imperia/md/stadtbibliothek/dokumente/suchliste_ort-2013.pdf

 

Quelle: Stadt Nürnberg

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